Wenn es um verletzte Gefühle geht, um die großen Enttäuschungen des Lebens, dann ist die Bunte höchst einfühlsam. Und die Leserinnen und Leser wissen das zu schätzen, man will ja gerne maßvoll mitleiden, wenn die Fürstin Charlène von Monaco einen ihrer tieftraurigen Auftritte an der Seite ihres treulosen Gatten absolviert oder Cathy Hummels über Scheidung und Depressionen spricht.
Zu viel Leid ist in diesen Zeiten allerdings auch nicht erwünscht, weshalb die Berichte stets mit einem Funken Hoffnung versehen sind, mit dem Silberstreif des Boulevards. Der wegen Steuervergehen verurteilte Boris Becker verbringt keine angenehmen Monate im britischen Gefängnis? Aber immerhin halten seine Ex-Frauen eisern zusammen!
Und was könnte die Bunte alles erst über eine Trennung wie die von Hubert Burda und Maria Furtwängler schreiben! Man kann sich gut vorstellen, wie enttäuscht die diensthabenden Gefühlsanalysten im Verlag auf die Nachricht des Monats reagieren – was für ein opulentes Festmahl steht da gratis bereit, doch die Promiversteher sind in einer wirklich heiklen Lage, weil Burda schließlich der Besitzer der Zeitschrift ist.
Bei der Bunten – würden sie dort auf den gewohnten Klatschinstinkt zurückgreifen – ginge das so: Zunächst unbedingt die ganz große Liebe dieses ungleichen Paares beschwören, jene glückliche Anfangsphase, die man immer für eine gute Geschichte braucht. Also, hier wäre die Skizze: Unternehmer und Schöngeist aus gesicherten ökonomischen Verhältnissen trifft promovierte Ärztin und Schauspielerin.
Anfangs hält man die Liaison noch geheim, aber die Leidenschaft siegt, erst kommt Sohn Jacob zur Welt, dann wird 1991 in München geheiratet, wobei der Dichter Peter Handke als eloquenter Trauzeuge bereitsteht, und schließlich komplettiert Tochter Elisabeth das Glück. Was ist schon ein Altersunterschied von 27 Jahren, wenn sich zwei solche Prachtmenschen beinahe auf Augenhöhe begegnen?
“Angeblich soll ich sogar mal was mit meinem Mann gehabt haben.”
Ausgehend von diesem emotionalen Hochplateau könnte die Bunte noch ein wenig bei den angenehmen Seiten dieser Verbindung verweilen, dem internationalen Netzwerk des Paares, bei der Bambihaftigkeit des Seins und der Forbes-Liste.
Zu nennen wäre im Bericht auch die sagenhafte Fernsehkarriere der Schauspielerin, die seit 20 Jahren als Charlotte Lindholm im Tatort ermittelt, als kühle Klare aus dem Norden, die ein Millionenpublikum um den Finger wickelt und immer ein wenig unberechenbar bleibt. Maria Furtwängler lobt ihren Mann in jedem Interview auf liebevoll-distanzierte Weise, sie schildert ihn als guten Vater, ehrlich bemühten Familienmenschen.
Aber immer klarer wird auch, dass die Großnichte des berühmten Dirigenten Wilhelm Furtwängler ihre eigenen Wege geht, auf die Rolle der Milliardärsgattin und Burda-Prinzessin will sie keinesfalls reduziert werden. Dann lieber etwas Unruhe stiften, auch bei männlichen Journalisten, die nie so ganz wissen, ob das, was sie sagt, ernst gemeint ist.
In einem Spiegel-Interview 2012 macht sie sich kokett über angebliche Affären lustig: “Angeblich soll ich sogar mal was mit meinem Mann gehabt haben.” Das ist natürlich eine Steilvorlage, wenn man am Berliner Boulevardtheater mit dem Stück “Gerüchte… Gerüchte…” auf der Bühne steht.